Woher kommt eigentlich ällabätsch? Das Wort wird als Ausdruck von Schadenfreude & Spott im Sinne von Das hast du jetzt davon verwendet, gerne auch mit zusätzlichen Gesten & Mimiken (siehe Bilder). Ällabätsch ist eine Interjektion, also ein Ausruf, der nicht Teil der Satzstruktur ist, sondern satzassiozativ, d.h. voran- oder nachgestellt. Eine Interjektion allein kann aber auch einen ganzen Satz bilden.
- Ällabätsch, das hast du jetzt davon!
- Du hast sowas von verloren, ällabätsch!
- Ällabätsch!
Der Duden und andere kategorisieren das ähnliche Wort ätsch als Kindersprache, doch weiß ich aus eigener Erfahrung & auch J.B.O. werden mir das bestätigen können, dass nicht nur Kinder oft und gerne ätsch und ällabätsch verwenden, ist es doch eine wahre Genugtuung, den Verlierer mit diesen Worten zu necken. Aber natürlich, ich gebe es zu, ist es geradezu kindisch, seinen Kontrahenten noch kleiner zu machen, als er ja eh schon ist, weswegen ich den Einsatz von ällabätsch nicht als Kindersprache, sondern treffender als kindlichen Sprachgebrauch kategorisiere.
Der Satz Ällabätsch, du hast verloren! würde auch ganz gut ohne die Interjektion auskommen, wäre dann aber wahrscheinlich nur halb so ergötzend und befriedigend für den Ausrufer. Interjektionen transportieren Emotionen & Bewertungen, sehen wir mal von den Grußwörtern o.ä. wie servus, grias di, ciao, hallo, prost etc. ab, die auch der Klasse der Interjektionen angehören (wobei man Grußwörter auch differenziert je nach Gesprächspartner verwendet). Manchmal sind Interjektionen onomatopoetisch, d.h. lautmalerisch. Könnte unsere Vernichtungswaffe also vielleicht lautmalerisch sein? Aber wer oder was hört sich denn wie ällabätsch an? Hm… überzeugt mich nicht. Also zurück zur Bedeutung: Das Wort ist laut multi-deutsch mit ätsch & autsch verwandt, es soll außerdem synonym zu dem schwäbischen Ätschegäbele sein. Der BR-online verortet den Ausdruck im Altbairischen. Für das Altbairische sind jedoch sogenannte Fortis-Konsonanten im Anlaut charakteristisch. Soll heißen: Statt b/d/g werden im Anlaut die harten Laute p/t/k gesprochen. Und das bringt uns in Konflikt mit folgender Theorie.
Die Schwaben sind schuld – zumindest für -bätsch
Vielleicht kommen wir damit der Sache näher: Patsche wie in der Redewendung In der Patsche sitzen, also in einer misslichen Lage stecken, ist unserem -bätsch nicht nur von der Bedeutung ähnlich, sondern entstammt auch derselben Wortfamilie. Patschen ist gleichsam klatschen, wobei letzteres im Schwäbischen nicht existiert. Dort fungiert das Verb patschen für „Hände zusammenschlagen“, etc. Nun stellen wir uns jedoch einen waschechten Schwaben vor. Der würde natürlich niemals patschen sagen, sondern vielmehr aus dem harten p einen abgeschwächten Lenis-Laut formen: batschen. Als Substantive sind davon die Patsche, die Batsche und die Bätsche abgeleitet. –bätsch signalisiert also meinem Kontrahenten, dass er jetzt gerade bis zum Hals in der Sch… äh pardon Patsche steckt. So sind dann womöglich die dem Ällabätsch sehr ähnlichen ätschebätsche bzw. ätschbätsch entstanden. Hier war vermutlich auch der schöne Reim eine große Motivation, dem sowieso schon spöttischem ätsch ein noch spöttischeres bätsch hinzuzufügen. Ein Klimax par excellence in einem Wort!
Doch woher kommt der restliche Bestandteil des Wortes, nämlich älla-? Wie Sie in den Kommentaren lesen können, brachte mich Sprachschach-Leser Gerhard Wundram darauf: Älla- stammt wohl vom französischen Verb aller (=gehen) bzw. genauer von dessen Imperativ in der 2. Person Plural allez ab. Im Kurpfälzischen existieren nämlich auch alla bzw. alla hopp (“auf jetzt”, “auf geht’s”) und alla ist tatsächlich ein Lehnwort aus dem Französischen, das sich von allez ableitet.
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