Homepage, Blog, App, Penalty: Die Anzahl an Anglizismen in der deutschen Sprache nimmt zu, insbesondere im Online-Marketing haben sie Hochkonjunktur. Als Content Manager in einer SEO-Agentur stolpere ich berufsbedingt tagtäglich über Fremdwörter aus dem Englischen. Da stellt sich mir nicht selten frei nach Faust die Frage: Substantiv, wie hälst du’s mit dem Geschlecht? Heißt es nun der oder das Blog? Oder sind in Bezug auf das Genus etwa auch „Zwitter-Substantive“ möglich? Bringen wir ein wenig Licht ins Dunkel, was die grammatische Inkorporation von Anglizismen in die deutsche Sprache angeht.
Eine Möglichkeit scheidet im Englischen – im Gegensatz zum Französischen beispielsweise – bei der Genuszuweisung von vornherein aus: das Ursprungsprinzip. Es besagt, dass ein Nomen den Artikel erhält, den es auch in der Ursprungssprache hat (Beispiel: der Feuilleton – le Feuilleton). Das Englische kennt allerdings nur den bestimmten Artikel „the“, dieser liefert jedoch keinen Hinweis auf das Geschlecht des entsprechenden Wortes. Daher muss die Sprachgemeinschaft dem Substantiv hier erst einen Genus zuordnen.
Im Grunde unterscheidet man – stark vereinfacht – zwei „Regeln“ bei der Genuszuweisung von Fremdwörtern: eine semantische und eine morphologische.
- Semantische Regel: Das Genus passt sich an die deutsche „Übersetzung“ an.
Beispiele: die Performance (die Leistung), das Meeting (das Treffen), die Story (die Geschichte), die App (die Anwendung), die Homepage (die Startseite), der Cookie (der Keks), das Bookmark (das Lesezeichen), das Keyword (das Schlüsselwort).
• Morphologische Regel: Wörter mit derselben Endung erhalten denselben Genus.
Beispiele: das Storytelling, das Brainstorming, das Branding, das Ranking, das Spamming.
Eigentlich gar nicht so schwer, oder? Oft schwankt die Zuordnung des Genus bei Fremdwörtern, bis sich ein bestimmter Sprachgebrauch durchgesetzt hat. Sie werden deutschen (Aussprache)-Gewohnheiten sowie in puncto Grammatik angepasst. Manchmal gibt es in diesem Prozess auch keinen klaren Sieger, der (oder das) Blog wäre so ein Beispiel. Laut obiger Regeln müsste es eigentlich das Blog heißen, da Blog ein Kompositum von das Web und das Logbuch ist. Doch der Duden gestattet in diesem Fall auch das maskuline Geschlecht – was meinem Sprachgefühl am ehesten entspricht, selbst wenn ich damit in der Minderheit bin.
Apropos Minderheit: In dieser befinden sich übrigens auch die Süddeutschen und Österreicher, wenn sie ein Mail versenden. Regional kann das Geschlecht in einigen Fällen laut Duden nämlich ebenfalls differieren.
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