Fouls werden im Fußball nicht nur auf dem grünen Rasen begangen – auch in den Spielberichten tummeln sich mitunter Regelüberschreitungen, die einen nicht am fußballerischen, aber am orthographischen und grammatischen Sachverstand des Berichterstatters zweifeln lassen. Dabei kommen Grammatik-Fouls insbesondere in Berichten der unteren Ligen gehäuft vor. Aber auch die Sportseiten angesehener Tageszeitungen sind vor Fehlern, wovon viele sicher „im Eifer des Gefechts“ passieren, nicht gefeit. Es gilt die alte Weisheit: Wer schreibt, macht Schnitzer.
In diesem Artikel werden – ganz ohne „Moraltrompeterton“ (Ruprecht Skasa-Weiß) – 17 schwierige Sätze und Formulierungen aus Spielberichten und deren korrekte Schreibung diskutiert, die auch auf meiner eigenen Erfahrung als langjähriger Bundesliga-Spielberichterstatter basieren. Dabei kann man im Einzelfall bei der Beurteilung eines sprachlichen Problems auch mal unterschiedlicher Meinung sein. Die lebhaften Diskussionen, die bei einem Fußballspiel nach einer strittigen Szene geführt werden, machen nicht nur den Reiz von „König Fußball“ aus, sondern sind auch beim Umgang mit Sprache jederzeit willkommen.
Nach der Lektüre dieses Beitrags, der auch als kleine Regel-Auffrischung für Spielberichterstatter im Amateurfußball gedacht ist, sollten die häufigsten sprachlichen Fouls in der Fußball-Berichterstattung endgültig der Vergangenheit angehören.
1. 3:0 gewinnen oder mit 3:0 gewinnen
„Ist das die Wende für den BVB in der Schreckenssaison? In Freiburg spielt Dortmund stark und gewinnt verdient 3:0“, schreibt „Focus Online“ am 7. Februar 2015. Siege sind das Ziel jeder Fußballmannschaft, wenngleich manche Teams die drei Punkte nötiger haben als andere. Aber ob eine Mannschaft nun 3:0 oder mit 3:0 gewinnt, das ist aus sprachlicher Sicht Jacke wie Hose. Der Duden erlaubt beide Schreibweisen. Persönlich bevorzuge ich allerdings – wie die Mehrzahl der Sportjournalisten – die Variante ohne Präposition. So habe ich es auch selbst gelernt.
2. Unentschieden/unentschieden
Da war der Sportredakteur der „WAZ“ einmal kurz unaufmerksam und schon erscheint in der Online-Ausgabe der Tageszeitung an prominenter Stelle ein grober Grammatik-Schnitzer. Am 31. Januar 2015 titelte sie: „BVB und Leverkusen spielen Unentschieden.“ Dabei wird das Adjektiv unentschieden, das in diesem Fall die Funktion eines Adverbiales übernimmt, kleingeschrieben. Allerdings: Dortmund und Leverkusen trennten sich 0:0-Unentschieden (Großschreibung!).
3. Tausende/tausende Frankfurter Anhänger
Die Frankfurter Eintracht ist ein Traditionsverein, dessen Fans die eigene Mannschaft Woche für Woche auch bei Auswärtsspielen in der Fremde lautstark unterstützen. Der nachfolgende Satz übertreibt daher keineswegs: „In der Allianz Arena sahen Tausende Frankfurter Anhänger das Spiel des FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt.“ Während früher – also vor der Rechtschreibreform – unbestimmte Zahlwörter wie Tausende und Hunderte großgeschrieben wurden, können diese nun wahlweise groß- oder kleingeschrieben werden. Tritt ein unbestimmtes Zahlwort allerdings in attributiver Stellung auf, erfolgt Kleinschreibung. Also: Es beobachteten tausende Zuschauer das erste Training des neuen Bayern-Stars an der Säbener Straße.
4. Der Bremer kann das 1:0 der Hannoveraner nicht mehr verhindern
In einer Bildunterschrift im Sportteil der „HAZ“ heißt es am 14. Dezember 2014: „Jubel über Hannovers Führung: 96-Kapitän Lars Stindl (links) erzielt gegen Werders Theodor Gebre Selassie mit der Innenseite das 1:0. Der Bremer wirft sich ihm mutig entgegen, kann das 1:0 der Hannoveraner aber nicht mehr verhindern.“
Die Bezeichnungen für die Einwohner einer Stadt werden in der Regel gebildet, indem an den Namen der Stadt -er angehängt wird. Laut Duden gilt das sowohl bei offener als auch bei geschlossener Silbe im Auslaut. Es muss also heißen: die Augsburger Spieler, die Hamburger Spieler, die Paderborner Spieler usw. Franck Ribéry ist ein Münch(e)ner Spieler. Hier ist sowohl die Form ohne e als auch mit e möglich. Letztere ist allerdings standardsprachlich und sollte daher auch in offiziellen Spielberichten Verwendung finden.
Allerdings sind einige Sonderformen zu beachten: Lars Stindl ist beispielsweise ein Hannoveraner Spieler (nicht: Hannoverer). Und Björn Ziegenbein, der seine Brötchen in der 3. Liga beim Halleschen FC verdient, ist ein Hallenser. Und Tobi Werner, mein Lieblingsspieler beim FC Augsburg, war vor seiner Zeit in Schwaben ein Jenenser (auch: Jenaer).
5. Rote/rote Karte
Wenn Sie sich schon einmal gefragt haben, warum ein Spieler in einem Bericht die rote Karte (rot kleingeschrieben) und in einem anderen die Rote Karte (rot großgeschrieben) sieht, beide Schreibweisen haben ihre Berechtigung. Rot kann in diesem Fall sowohl klein- als auch großgeschrieben werden. Normalerweise würde man rot als Farbattribut hier kleinschreiben. Dass man rot aber dennoch großschreiben darf, hängt damit zusammen, dass Rote Karte als semantische Einheit angesehen wird. Im fachsprachlichen Schreibgebrauch besteht daher die Tendenz, das einleitende Adjektiv großzuschreiben. Übrigens: Die Erste Bundesliga wird als Eigenname großgeschrieben. Bei Unsicherheit kann man auch auf die Schreibweise 1. Bundesliga ausweichen. 😉
Mehr zum Thema finden Sie hier: Blau vs. blau: Klein- oder Großschreibung bei Farben.
6. SGL arena, SGL-Arena oder SGL Arena
Früher war zwar nicht alles besser, die Schreibung von Stadionnamen wurde aber noch nicht von Versicherern, Banken, Finanzdienstleistern oder wie im Fall von Augsburg von einem Industriekonzern diktiert. Stadien benannte man einst nach Bürgermeistern oder Flüssen, sie hießen Volksparkstadion, Neckarstadion, Müngersdorfer Stadion usw.
Bei der Suche nach unterschiedlichen Schreibweisen für den Namen der Augsburger Fußballarena (die von den treuen Fans übrigens nur Lechfeldstadion genannt wird) bin ich im Internet auf folgende drei Varianten gestoßen: SGL arena, SGL Arena und SGL-Arena. Doch welche Schreibweise ist nun die richtige? Beim Namen SGL arena könnte man aufgrund der Kleinschreibung des Substantivs den Eindruck gewinnen, als seien hier die Regeln der deutschen Rechtschreibung außer Kraft gesetzt worden.
Der korrekte Umgang mit Eigennamen bietet viel Diskussionsstoff: Wendet man die Rechtschreibregeln auch auf diese an oder sind die Namen von Stadien so zu schreiben, wie der Namensgeber sich das vorgestellt hat?
Die amtliche Rechtschreibung sagt dazu:
„Die Schreibung mit Bindestrich bei Eigennamen entspricht nicht immer den folgenden Regeln, so dass nur allgemeine Hinweise gegeben werden können. Zusammensetzungen aus Eigennamen und Substantiv zur Benennung von Schulen, Universitäten, Betrieben, Firmen und ähnlichen Institutionen werden so geschrieben, wie sie amtlich festgelegt sind.“ (Quelle: http://rechtschreibrat.ids-mannheim.de/download/regeln2006.pdf)
Eigennamen sind also so zu schreiben, wie sie amtlich festgelegt sind. Bei Bundesliga-Vereinen wirft man am besten einen Blick auf die offizielle Website oder ins Handelsregister. Im Fall der Augsburger Arena kommt noch hinzu, dass SGL eine Marke ist und hier vonseiten der Unternehmen ein Bindestrich überhaupt nicht gern gesehen wird. Aber viele Zeitungen, darunter auch die Augsburger Allgemeine, schreiben den Stadionnamen entsprechend geltender Rechtschreibregeln wie folgt: SGL-Arena. Mehr zum Thema finden Sie hier: Bindestrich zwischen Eigennamen.
7. Von oder durch?
Der Freistoß, der zum 1:0 für Dortmund führte, wurde von Marco Reus getreten. Oder wurde er durch Marco Reus getreten? Eine Frage für alle Fußballfans, die nicht nur spielerische Rafinesse, sondern auch die Feinheiten der Sprache lieben. Denn allen anderen ist es herzlich egal, welche Präposition verwendet wird, ob nun von oder durch. Hauptsache, das Tor fällt auf der richtigen Seite. Die anzuwendende Regel lautet hier: Der Urheber einer Aktion wird im Passivsatz meist mit von plus Dativ ausgedrückt. Laut Duden-Sprachberatung wäre aber auch das Wörtchen durch nicht völlig falsch.
8. Der/die Gastgeber
Der Gastgeber spielte von Beginn an mutig nach vorne. Oder: Die Gastgeber spielten von Beginn an mutig nach vorne. Singular oder Plural, das ist hier die Frage. Die Auflösung: Beide Varianten sind – je nach Sichtweise – richtig. Betrachtet man die Mannschaft als eine Einheit, schreibt man der Gastgeber. Geht man hingegen von den einzelnen Mitgliedern aus, heißt es die Gastgeber.
9. Rosa/rosanes Trikot
Der FC Augsburg spielt in der heimischen Arena im grünen Trikot, Bayern München läuft in der Allianz Arena traditionell im roten Dress auf. Während die Elementarfarben bei der Beugung keine Probleme bereiten, ist das bei Farbadjektiven wie rosa, lila oder türkis anders. Diese werden nämlich nicht gebeugt. Daher schreibt man: Real Madrid tritt in dieser Saison im rosa Trikot auf. Möglich, aber weniger gebräuchlich ist der Ausdruck rosanes Trikot. Bastian Sick schreibt hierzu in der Zwiebelfisch-Kolumne auf „Spiegel Online“: „Wer ‚rosane T-Shirts‘ zu ‚lilanen Leggings‘ trägt, bewegt sich nicht nur jenseits der Geschmacksgrenzen, sondern zugleich auch außerhalb der Standardsprache.“ Auch der Duden stellt fest, dass bei geläufigeren Farbwörtern immer häufiger flektiert wird. Standardsprachlich besser wäre es, eine Zusammensetzung mit -farben oder -farbig zu bilden, zum Beispiel rosafarbenes Trikot.
10. Rot-blaues/rotblaues Trikot
Den ersten kleinen Aufreger gab es für den FC Bayern München bereits vor der neuen Saison, und zwar bei der Vorstellung des rot-blauen Heimtrikots für die Bundesligasaison 2014/15. Die roten und blauen Längsstreifen gefielen nicht allen Fans. Dabei hätte es schlimmer kommen können: Wie hätten die Anhänger wohl erst auf ein rotblaues Trikot reagiert? Also auf ein Dress in einem rötlichen Blau. 😉
Bei Verbindungen aus Farbadjektiven gilt: Ein Bindestrich wird gesetzt, um das Nebeneinander zweier Farben deutlich zu machen (rot-blaues Trikot), zusammengesetzte Farbbezeichnungen werden allerdings ohne Bindestrich geschrieben, wenn eine Mischfarbe gemeint ist.
Erst kürzlich war übrigens die Frankfurter Eintracht zu Gast in der SGL arena. Die Mannschaft um Trainer Thomas Schaaf lief in hellblauen (nicht: hell-blauen) Trikots auf (siehe Titelbild). Zusammensetzungen aus zwei Adjektiven werden zusammengeschrieben, wenn das erste Adjektiv das zweite näher bestimmt.
11. Champions League-Finale oder Champions-League-Finale
Es ist für jeden Spieler die Krönung einer erfolgreichen Saison – das Finale der Champions League. Doch wie wird der Bindestrich in der Zusammensetzung korrekt gesetzt? Champions League-Finale oder Champions-League-Finale? Die Regel lautet, dass durchgekoppelt werden muss, wenn Wörter aus dem Englischen (Champions League) mit deutschen Wörtern (Finale) kombiniert werden: Champions-League-Finale. Alternativ ginge auch noch die zitierende Schreibweise „Champions League“-Finale. Aber niemand würde so schreiben.
12. Klub oder Club?
Ob Klubanhänger oder Clubanhänger: Alle stehen sie treu zu ihrem Verein. In der Rechtschreibung ist heute die eingedeutschte Schreibung Klub für das aus dem Englischen stammende Club üblich (Beispiel: http://www.spiegel.de/sport/fussball/tsv-1860-muenchen-und-andere-traditionsklubs-der-totalabsturz-a-1017647.html). Aber auch die Schreibweise Club ist korrekt, insbesondere in Vereinsbezeichnungen hat sie sich noch erhalten (Beispiel: 1. FC Köln oder: 1. Fußball-Club Köln). Beachte außerdem, dass der Erstligaklub aus Nürnberg unter Fans kurz auch nur als „Der Club“ bezeichnet wird (ohne k!).
13. 30 660 Zuschauer oder 30.660 Zuschauer
30 660 oder 30.660 Zuschauer? Punkt oder Leerzeichen? Oder ist beides möglich? Zugegeben, diese Frage unterliegt nicht dem Verantwortungsbereich des Rats für deutsche Rechtschreibung. Hier geht es um Gestaltungsregeln bei Zahlen gemäß DIN-Norm 5008. Laut Duden können ganze Zahlen aus mehr als drei Ziffern von der Endziffer aus durch Zwischenräume in dreistellige Gruppen gegliedert werden. Das DIN empfiehlt die Gliederung mit Punkt nur bei Geldbeträgen. Aber nochmal: Es sind Empfehlungen, die nicht benutzt werden müssen. So bevorzugt beispielsweise die Abendzeitung aus München die Gliederung mit einem Leerzeichen, während die Augsburger Allgemeine die Punkt-Trennung praktiziert.
14. Das kostete die Augsburger/den Augsburgern den Sieg
Das Verb kosten hat zwei unterschiedliche Bedeutungen. Wird es wie im Beispielsatz in der Bedeutung von „etwas bringt jemanden um etwas“ verwendet, sind laut Sprachwissenschaftler Klaus Mackowiak sowohl der doppelte Akkusativ als auch die Konstruktion aus Dativ der Person und Akkusativ möglich: Dieses Foul kostete die Augsburger bzw. den Augsburgern den Sieg.
15. Schuss aus 17 Meter/Metern Entfernung
„Halil Altintop setzte aus 17 Meter/Metern Entfernung ein echtes Pfund ab.“ Muss das Wort Meter in diesem Satz gebeugt werden oder nicht? Klaus Mackowiack sagt dazu folgendes: „Steht Meter ohne vorangehenden Artikel, Pronomen oder Adjektiv und folgt das Gemessene, wird die ungebeugte, nicht selten aber auch die gebeugte Form eingesetzt.“ Auch in diesem Fall besteht also wieder eine Wahlmöglichkeit. Unabhängig davon, ob das Gemessene angegeben ist oder nicht, steht bei vorangestelltem Artikel die gebeugte Form Metern (im Dativ).
16. Der 24fache/24-fache Deutsche Meister
2014 hat der FC Bayern München eine perfekte Saison mit der frühesten Meisterschaft der Bundesliga-Geschichte gekrönt. Auch in der aktuellen Spielzeit dreht der 24fache/24-fache Deutsche Meister einsam seine Kreise an der Tabellenspitze. Im ersten Augenblick würde man vielleicht denken, dass hier folgende Rechtschreibregel greift:
„In Zusammensetzungen werden Zahlen, die in Ziffern geschrieben werden, mit einem Bindestrich vom Rest des Wortes abgehoben.“
Allerdings: Da die Zahl mit einer Nachsilbe verbunden ist, steht laut Duden kein Bindestrich. Klaus Mackowiak lässt aber auch die Schreibweise mit Bindestrich gelten, da „der Wortbestandteil -fach einer Grauzone zwischen unselbständigem Grundmorphem und Suffix zuzuordnen ist“.
17. 4-5-1 System oder 4-5-1-System
Ein Trainer entscheidet sich für ein Spielsystem, um auf neue Entwicklungen schnell reagieren zu können und dem Gegner stets einen Schritt voraus zu sein. Der FC Augsburg spielte am 18. Bundesliga-Spieltag gegen die TSG 1899 Hoffenheim beispielsweise mit vier Abwehrspielern, fünf Mittelfeldspielern und einem Stürmer. Kurz: Der FCA lief im 4-5-1-System auf. In Zusammensetzungen mit Wortgruppen setzt man Bindestriche zwischen die einzelnen Wörter. Das gilt auch, wenn Ziffern Teile der Verbindung sind.
Fazit:
Wie Sie gesehen haben, stehen dem Berichterstatter in manchen Fällen mehrere Möglichkeiten der Schreibung eines Wortes offen. Hat man sich allerdings einmal für eine Schreibweise entschieden, sollte man diese in der Folge auch konsequent beibehalten, um eine gewisse Einheitlichkeit zu wahren. Ansonsten gilt für den Bereich der Spielberichterstattung das Wort der Reporterlegende Herbert Zimmermann, der einst mit Blick auf die Spiele der deutschen Fußballnationalmannschaft sagte: „Wenn Deutschland gewinnt, ist es vollkommen egal, ob ich richtig oder falsch Deutsch spreche, dann bin ich der King. Wenn sie verlieren, kann ich sprechen, dass Thomas Mann rotieren würde, und die sagen: Was ist das für ein Mist?“
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