Kennen Sie das auch? Sie haben Stunden über einem Text gebrütet, doch die Rohfassung will Sie noch nicht wirklich glücklich machen? Damit Sie schließlich den (fast) perfekten Text abliefern und auch in Zukunft gute Texte schreiben, darf das Finetuning nicht fehlen. Hierfür hält das Internet viele Helferlein parat. Nachfolgend finden Sie eine Auswahl kostenloser Tools, die auch mir in meiner täglichen Arbeit als Redakteur in einer Online-Agentur wertvolle Dienste leisten.
1.) Rechtschreibung & Grammatik
Sie sind sich nicht sicher, wie ein Wort richtig geschrieben wird: Heißt es „Oropax“ oder doch „Ohropax“? Natürlich könnten Sie jetzt den Duden zu Rate ziehen. Viel zu umständlich! Wussten Sie, dass die Suchmaschine Google nicht nur das größte Inhaltsverzeichnis der Welt ist, sondern gleichzeitig auch noch ein Genie in Sachen Rechtschreibung? Tippen Sie einfach Ihre Variante eines Begriffs in den Suchschlitz bei Google. Meckert Google („Meinten Sie“) und schlägt eine andere Schreibweise vor, wissen Sie, dass Sie auf dem falschen Dampfer waren. Hier ein Beispiel-Screenshot:
Ansonsten: Der Duden bietet selbstverständlich online auch eine automatische Rechtschreibprüfung. Der Haken dabei: Es kann nur ein Text mit bis zu 800 Zeichen kostenlos analysiert werden. Hat man einen längeren Text zu prüfen, geht das nur abschnittsweise. Alternativ gibt es auch noch http://rechtschreibpruefung24.de. Welcher Dienst ist zuverlässiger bzw. findet in einem Text mehr Fehler? Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht. Das Resultat hat mich dann doch ein wenig ernüchtert: Nur vier von elf Fehlern hat der Duden-Dienst richtig erkannt (bei zwei „Fehlern“ lag er sogar falsch), Rechtschreibpruefung24.de hingegen sieben.
Wie heißt es doch so schön auf rechtschreibpruefung24.de: „Die Rechtschreibprüfung ersetzt in keinem Fall eine professionelle Dienstleistung zur Prüfung Ihrer Texte, sondern dient lediglich als unterstützende Maßnahme!„. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
2.) Zitate
Wörtliche Reden machen einen Text erst lebendig. Außerdem können Sie durch das Zitat eines Experten eine Aussage auch untermauern. Nehmen Sie sich allerdings folgende Worte Arthur Schopenhauers zu Herzen: „Durch viele Zitate vermehrt man seinen Anspruch auf Gelehrsamkeit, vermindert aber den auf Originalität, und was ist Gelehrsamkeit gegen Originalität! Man soll sie also nur gebrauchen, wo man fremder Autorität wirklich bedarf.“
Wenn Sie nicht so belesen sind oder zu einem bestimmten Thema einfach kein passendes Zitat finden, kein Problem. Es gibt genügend kostenlose Zitatesammlungen (Beispiel: www.zitate.de) im Netz, in denen Sie sich bedienen dürfen. Sie benötigen beispielsweise für einen Artikel über Rechtschreibung ein Zitat? Hätten Sie gedacht, dass sich unser Dichterfürst Johann Wolfgang Goethe wie folgt zur korrekten Rechtschreibung geäußert hat:
Übrigens: Zitate von Personen, die seit über 70 Jahren tot sind, dürfen Sie frei verwenden. Hier besteht kein Urheberrechtsschutz mehr!
3.) Infografiken
Manchmal sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Wenn Ihnen die Daten einer Umfrage oder Studie vorliegen und Sie diese Ihren Lesern in einem Artikel anschaulich präsentieren möchten, probieren Sie es doch einmal mit einer Infografik. Auch hier buhlen wieder zahlreiche Gratis-Tools um die Gunst der Nutzer. Bei easel.ly können Sie ohne Anmeldung gleich loslegen und eines der vorhandenen Templates der Beta-Version nutzen. Zwar ist die Auswahl überschaubar, aber für erste Gehversuche in Sachen Infografiken auf jeden Fall die richtige Wahl. Per Drag & Drop lassen sich schnell und einfach erste Infografiken erstellen, die Sie anschließend herunterladen und beliebig weiterverwenden können – und das ohne störendes Wasserzeichen des Toolanbieters. Hier ein Screenshot der Arbeitsoberfläche:
4.) Synonyme
Sie schreiben gerade einen Artikel über die Insolvenz eines Unternehmens, möchten aber nicht immer das Wort „insolvent“ verwenden? Für ein bisschen Abwechslung im Ausdruck sorgt das Online Synonym-Wörterbuch „Woxikon“. Einfach auf www.woxikon.de einen Begriff eingeben und der Dienst ermittelt zu den verschiedenen Bedeutungen jeweils mehrere Synonyme. Im konkreten Fall wären das „illiquide“, „bankrott“, „insolvent“ und „pleite“. Allerdings sollte man es mit den Synonymen auch nicht übertreiben, wie Wolf Schneider in seinem „Handbuch des Journalismus“ schön dargelegt hat.
5.) Stil
„Jeden anderen Meister erkennt man an dem, was er ausspricht; was er weise verschweigt, zeigt mir den Meister des Stils.“ (Friedrich Schiller)
Sie möchten Ihren Text einer stilistischen Prüfung unterziehen? Hierfür stellt die Wortliga ein kostenloses Tool zur Verfügung, das einen Text nach verschiedenen Kriterien untersucht. Geben Sie einfach den Text in ein Formular ein und starten Sie die Analyse. Auf der rechten Seite bekommt man Hinweise zu dem Text angezeigt: Wie steht es um die Lesbarkeit, sind die Sätze etwa zu lang geraten und was macht der Sprachstil (Zeiten, Füllwörter, Ansprache). Analog zu einer Ampel werden Fehler mit „Rot“, Warnungen mit „Gelb“ und positive Sachen mit „Grün“ markiert.
Alternativ können Sie auch gerne das Tool stilversprechend.de testen, um zu sehen, ob es auch hält, was es verspricht. 😉
6.) Lesbarkeit
Lesbarkeit ist eine wichtige Komponente, die ein Text erfüllen muss, damit er von Ihrer Zielgruppe auch wahrgenommen wird. Formal kann sie mit dem „Lesbarkeitsindex Flesch-Reading-Ease“ bestimmt werden: eine Zahl für die Lesbarkeit, die aus einem Text zu berechnen ist. Grob gesagt gilt: Je höher der Flesch-Wert, desto leichter verständlicher der Text. Gut verständliche Texte haben einen Wert zwischen 60 und 70. Auch hier haben wir die Probe aufs Exempel gemacht und die ersten drei Absätze eines Aufsatzes über Biogas-Blockheizkraftwerke geprüft: http://www.erneuerbareenergien.de/chancen-nutzen-in-der-krise/150/485/73450/. Wie nicht anders zu erwarten, ergab die Analyse einen Flesch-Wert von 8 (= sehr schwer, Hochschulabschluss).
7.) Suchmaschinen
Texte werden für Menschen, nicht für Suchmaschinen geschrieben, so heißt es. Andererseits: So ganz ohne „Zusatzbehandlung“ sollte man seine Texte nicht auf Google & Co. loslassen. Damit die Suchmaschinen das Thema eines Textes zweifelsfrei bestimmen können, sollten Sie die Formel WDF*IDF anwenden können. Mithilfe von WDFIDF-Tool.com bestimmen Sie neben dem Hauptbegriff Ihres Textes auch die Nebenkeywords. Diese dürfen in Ihrem Text nicht fehlen, wenn Sie für einen Begriff bei Google ein Top-Ranking anstreben. Wenn Sie z. B. einen Text zum Thema „Lebensversicherung“ erstellen, sollten darin auch die Wörter aus untenstehender Grafik vorkommen, also Vorsorge, Versicherungen, Versicherungsnehmer usw. Wie die WDF*IDF-Formel funktioniert, können Sie hier nachlesen.
Fazit
Ob zu Rechtschreibung, Grammatik, Lesbarkeit oder Stil: Wer seinen Texten den letzten Schliff verleihen möchte, findet im Netz eine Menge hilfreicher Tools, die er kostenlos einsetzen kann. Doch letztlich ersetzen sie alle nicht das menschliche Denkvermögen. Hier klingen mir noch die Worte meines einstigen Vorgesetzten im Ohr: „A fool with a tool is still a fool.“
Auch im Sprachschach-Blog werden Sie fündig: Mit dieser Liste an häufigen Rechtschreibfehlern vermeiden Sie die gröbsten Schnitzer. Damit Sie für sich und Ihre Leser/innen ansprechende und gute Texte schreiben!
Ich finde, das ist ein sehr hilfreicher Artikel für Leute, die kritisch mit ihren eigenen Texten umgehen und sich immer weiter verbessern wollen. Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass man mit Metriken wie sie das Wortliga Textanalyse Tool verwendet, sicherstellen kann, dass der Text in einem guten Stil geschrieben ist. Es hat schon seinen Sinn, dass es in der deutschen Sprache den Passiv gibt. Und selbst Goethe verwendet Nominalkonstruktionen. Solche Tools können lediglich auf potentielle Schwachstellen eines Textes hinweisen.
Ja, da gebe ich dir recht. Ich persönlich verwende nie Tools, aber trotzdem wäre das manchmal nicht schlecht, denn oft wird man bei seinen eigenen Texten blind. Erst ein paar Tage/Wochen später entdecke ich wieder ein paar Schwachstellen an meinem eigenen Geschriebenen. Vielleicht würde da so ein Tool im Vorfeld schon helfen.
Ein sehr schöner Artikel. Einige der Tools kannte ich, einige noch nicht. Ich finde es sinnvoll, diese praktischen Tools zu nutzen. Denn lernen können wir doch alle, oder nicht. Manchmal staune ich über mich selbst, wenn ich einen Text lese, den ich vor einigen Wochen geschrieben habe. Und ich denke, heute würde ich ihn anders schreiben.
Es freut mich sehr, lieber Günter Heini, dass mein Artikel für Sie einen konkreten Nutzen hat. Übrigens: Wenn Sie mal mehr als nur Texte veröffentlichen wollen (z. B. interaktive Landkarten usw.), dann sind vielleicht auch diese Tools (die zum Teil aber kostenpflichtig sind) ebenfalls interessant: http://blog.hubspot.de/marketing/8-tools-mit-denen-sie-herausragenden-content-erstellen-koennen.
Wie meinen Sie das mit dem anders schreiben: Würden Sie den Text inhaltlich ganz anders aufziehen oder gefallen Ihnen sprachliche Formulierungen nicht?
Pingback: Bindestrich oder Leerzeichen: Kurze Auffrischung für Marketer
Hallo Martin,
zunächst mal interessanter Artikel und Danke für die Erwähnung unseres WDF*IDF Tools.
Vielleicht kennst Du unser neues Textanalyse-Tool (www.textanalyse-tool.de) noch nicht – sollte aber hoffentlich auch Dir und Deinen Lesern gefallen 🙂
Wir haben es jetzt seit ein paar Wochen draußen – arbeiten aber bereits an weiteren Features.
Würde mich über ein paar Vorschläge, Wünsche usw. freuen, damit wir diese berücksichtigen können und so noch ein besseres Textanalyse-Tool den Usern kostenlos zur Verfügung stellen können.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende.
Pierre
Hallo Martin, schau Dir doch mal unser neues, kostenloses Textanalyse Tool an. Unter http://www.textanalyse-tool.de kann jeder ohne Anmeldung oder Registrierung beliebig viel Text auf die verschiedensten Faktoren prüfen – u.a. auf Lesbarkeit, Grammatik, Rechtschreibfehler uvm.
Textanalyse-tool.de? Das war wohl nix, oder?