Dass Satzzeichen Leben retten können, wissen wir bereits seit dem vielzitierten: „Komm wir essen Opa!“ Auch beim Thema Komma zwischen Adjektiven kann ein zu wenig gesetztes Satzzeichen in der Auftragsbeschreibung eines Chirurgen verheerende Auswirkungen haben, wie Klaus Mackowiak in seinem Buch „Die 101 häufigsten Fehler im Deutschen“ zeigt.
Denn eine Operation am dritten, tiefer liegenden Brustwirbel ist nicht zwangsläufig identisch mit einer Operation am dritten tiefer liegenden Brustwirbel. Während im ersten Fall vom nach allgemein üblicher Zählung dritten Brustwirbel auszugehen ist und dieser (zufällig) auch noch tiefer liegt, ist im zweiten Fall der dritte aus der Gruppe der tiefer liegenden Brustwirbel gemeint. Erwischt also der Assistent des Chirurgen einen schlechten Tag oder steht generell mit der Kommasetzung auf Kriegsfuß, kann das böse enden.
Hier kommt Regel § 71 der amtlichen Rechtschreibung zum Tragen:
„Gleichrangige (nebengeordnete) Teilsätze, Wortgruppen oder Wörter grenzt man mit Komma voneinander ab.“
Gleichrangig meint, dass sich beide Adjektive in gleichem Maß auf das nachfolgende Substantiv beziehen. Wird hingegen eine feste Verbindung aus Adjektiv und Substantiv durch ein weiteres Adjektivattribut näher bestimmt, fehlt ein Komma.
So ist beispielsweise ein französischer Schauspieler eine solche feste Verbindung, die durch ein weiteres Adjektiv näher bestimmt wird. Darum heißt es also: ein bekannter französischer Schauspieler. Aber: Just in dem Moment, als ich diese Zeilen verfasse, regnet es an diesem langen Wochenende leider mal wieder. Was für ein ungemütliches, regnerisches Wetter! Hier handelt es sich um gleichrangige Adjektive mit aufzählendem Charakter, die man mit Komma voneinander trennt.
Übrigens: Es gibt einen einfachen Test, um zu entscheiden, ob ein Komma zwischen Adjektiven gesetzt werden muss oder nicht. Lässt sich zwischen beide Adjektive problemlos das Wort „und“ einfügen und klingt es dann immer noch sinnvoll, sind die Adjektive gleichrangig und Kommasetzung ist Pflicht.
Sie möchten weitere Kommaregeln kennenlernen? Dann geht’s für Sie hier entlang: Überblick über alle Komma-Artikel auf Sprachschach.de.
Ein weiterer Kniff kann übrigens sein, die Reihenfolge der Adjektive zu ändern und zu überprüfen, ob die Fügung aus Nomen und Adjektiven noch den gleichen Sinn ergibt: ‚ein bekannter französischer Schauspieler‘ versus *’ein französischer bekannter Schauspieler‘. Das hilft jedoch meist nur dann weiter, wenn es sich um eine feste Fügung aus Adjektiv und Nomen handelt, die durch ein weiteres Adjektiv spezifiziert wird. Bei oben genanntem Brustwirbel-Beispiel ist der ‚und‘-Test um einiges aussagekräftiger.
Ich verstehe es ehrlich gesagt noch immer nicht wirklich.
Warum ist der französische Schauspieler eine feste Verbindung, regnerisches Wetter aber nicht?
(ich verstehe die feste Verbindung wohl nicht ganz)
So wie Wetter nicht immer regnerisch ist, sind Schauspieler nicht zwangsläufig Franzosen.
Der Tipp von Katharina ist mir auch nicht ganz klar. Sowohl der französische bekannte Schauspieler, als auch das regnerische, ungemütliche Wetter funktionieren in belieberiger Reihenfolge.
Wie wäre es denn dann bei noch mehr Adjektiven? Das kalte, regnerische, düstere, unheimliche Wetter?
Hallo Sebastian,
du kannst dir als Faustregel merken, dass vor allem diese Adjektive eine feste Verbindung mit dem Nomen eingehen:
„Adjektive, die Farben bezeichnen (ein wolkenloser blauer Himmel),
Adjektive, die Materialien benennen (die alte steinerne Brücke),
Adjektive, die die Herkunft bezeichnen (ein bekannter spanischer Autor),
Adjektive, die die Zugehörigkeit nennen (eine wichtige amtliche Mitteilung).“ (Quelle: Duden)
In die dritte Kategorie fällt auch unser Beispiel „ein bekannter französischer Schauspieler“.
Vielleicht hilft dir das zusätzlich weiter, denn auswendig lernen muss man die obigen Kategorien nämlich eigentlich nicht: Der „und“-Test klappt hier gut: „*Ein bekannter und französischer Schauspieler“ hört sich einfach etwas seltsam an. Hingegen ein „ungemütliches und regnerisches Wetter“ klingt in meinen Ohren nicht ungewöhnlich.
In deinem Beispiel „Das kalte, regnerische, düstere, unheimliche Wetter“ stimmt die Kommasetzung.
besser:
Komm, wir grillen, Opa
Ich bin hier wegen dem Satz:
„Berichte über jahrelanges gewalttätiges Verhalten…“.
Leider kann ich auch nach dem Durchlesen eurer Hinweise nicht wirklich sagen, ob da jetzt ein Komma hingehört, oder nicht.
„jahrelanges und gewalttätiges Verhalten“ hört sich seltsam an, und damit fällt der Satz ja durch den „und“ – Test.
„gewalttätiges und jahrelanges Verhalten“ geht ebenfalls irgendwie nicht; aus meiner Sicht besteht hier also zwischen dem Adjektiv „gewalttätig“ und „Verhalten“ eine feste Verbindung.
Gleichzeitig gehören die Adjektive zu keiner in der vom Duden erwähnten Liste für feste Verbindungen.
Hallo lieber Michael,
hier setzt du kein Komma, da sich „jahrelanges“ auf „[gewalttätiges Verhalten]“ bezieht und nicht auf „[Verhalten]“ alleine. Insofern besteht hier in deinem Satz eine feste Verbindung zwischen „gewalttätiges“ und „Verhalten“. Deine Tests waren also ganz richtig! 🙂
Die aus dem Duden genannten festen Verbindungen sind nur eine Hilfestellung. Ob ein Adjektiv und ein Substantiv eine feste Verbindung eingehen, ergibt sich aus dem Sinn, daher auch die Tests.