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Ob IBAN-Nummer oder PDF-Format: Leiden Sie auch am RAS-Syndrom?

RAS-Syndrom bei IBAN-Nummer

Vor der 22-stelligen internationalen Bankkontonummer „IBAN“, die spätestens ab Februar 2016 von Bankkunden nicht mehr zu ignorieren ist, graut es den meisten Deutschen heute schon. Wenn es hingegen um Akronyme geht,  also Abkürzungen aus Anfangsbuchstaben, sind wir nicht so sparsam. Leiden Sie auch am „RAS-Syndrom“ (Redundantes-Akronym-Syndrom-Syndrom)?

Damit wird augenzwinkernd eine Tendenz bezeichnet, die neben IBAN-Nummer (International Bank Account Number-Nummer) auch vom PDF-Format (Portable Document Format-Format) oder dem HTTP-Protokoll (Hypertext Transfer Protocol-Protokoll) spricht, obwohl es sich dabei streng genommen jeweils um eine Verdopplung handelt. Korrekt muss es einfach „die IBAN“, „das PDF“, „das HTTP“ heißen. Ist die Verdopplung bewusst gewählt, handelt es sich um das rhetorische Stilmittel der Tautologie. Oft wird dieser Fehler aber unbewusst gemacht.

Hand aufs Herz: Kennen Sie immer die Bedeutung jedes Akronyms? Im IT-Bereich tauchen solche Abkürzungen gehäuft auf. Darum sollten zumindest Fachautoren sich hier keine Blöße geben und redundanten Akronymen nicht auf den Leim gehen. Für den Informatiker Peter Rechenberg, Autor eines Buches über „Technisches Schreiben“, diskreditieren sie sich sonst selbst. Doch selbst bekannte Computer-Magazine zeigen Anzeichen des RAS-Syndroms. Beispiel gefällig?  http://www.chip.de/news/ASCII-Code-Tabelle-Alle-Sonderzeichen_51205777.html.

Doch gegen das RAS-Syndrom ist ein Kraut gewachsen. Wenn Ihnen demnächst mal wieder ein Akronym unterkommt und Sie seinem Ursprung auf den Grund gehen wollen, konsultieren Sie einfach den Acronym-Finder: http://www.acronymfinder.com/. Mit über 120.000 Abkürzungen ist er aktuell die wohl größte Akronymensammlung im World Wide Web. Zwar sind die Abkürzungen auf Englisch, aber das stört ja nicht, da den meisten Akronymen englische Ausdrücke zugrunde liegen.

Zur Ehrenrettung der Redakteurin des „Hamburger Abendblatts“, die obige Schlagzeile mit der „IBAN-Nummer“ textete, sei übrigens gesagt: In Publikationen, die sich an ein allgemeines Publikum richten, kann nicht vorausgesetzt werden, dass immer jeder die Bedeutung eines Akronyms kennt.  Und da heutzutage viele nur noch Überschriften lesen, geht Verständlichkeit eindeutig vor effizientem Sprachgebrauch.

Fällt Ihnen spontan ein redundantes Akronym ein? Ab damit in die Kommentare!

 

Nicht nur das Hamburger Abendblatt schreibt nicht immer regelkonform, auch dem Fernsehsender Sky unterlaufen Fehler. Und gar nicht mal so harmlose: So weit, so gut: Unterschied zwischen soweit und so weit.

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Auch wenn während des Studiums Zahlen im Mittelpunkt standen, gilt meine Leidenschaft neben der französischen auch der deutschen Sprache - vor allem in gedruckter Form. Ob als freier Journalist für die Zeitung meiner Heimatstadt Augsburg, als langjähriger Spielberichterstatter für den dortigen Bundesliga-Klub oder als Autor eines französischen Jugendmagazins: In meiner Freizeit drehte und dreht sich viel um das Thema Schreiben. Auch beruflich habe ich als Content Manager mit Texten zu tun, und zwar überwiegend mit Webtexten für Online-Shops. Schach kann ich zwar nicht spielen, dafür spiele ich umso lieber mit Sprache. Sprachschach bietet mir eine wunderbare Möglichkeit, mich in Sachen Rechtschreibung, Grammatik & Co. einmal so richtig auszutoben. Hier geht's zu meinem Xing- und Google+-Profil!

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