Neulich habe ich von einer flüchtigen Bekannten eine E-Mail erhalten und war beeindruckt, wie sehr sie sich doch um korrekte Rechtschreibung und eine saubere Gliederung ihres Textes bemüht hatte. Das Normale als etwas Außergewöhnliches: Liegt die Messlatte im Internet denn wirklich so tief? Fakt ist: Viele schreiben in E-Mails, Chats und Foren, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Es scheint fast, als könne man mit fehlerloser Orthographie heute privat kaum mehr punkten. Richtige Rechtschreibung in der Online-Kommunikation: Hot or not? Für mich auf jeden Fall ersteres. Hier meine vier Gründe:
1.) Richtige Rechtschreibung zeugt von Disziplin und Ausdauer!
Die deutsche Rechtschreibung zu erlernen, erfordert viel Disziplin und Ausdauer: Eigenschaften, die nicht nur von Spitzensportlern, sondern auch im Berufsleben täglich von uns gefordert werden. Es sagt daher schon etwas über die Person aus, wenn sie sich in Sachen Rechtschreibung gehen lässt. Natürlich zeigt mir ein korrekt verfasster Satz längst nicht, wie intelligent jemand tatsächlich ist. Aber er oder sie hat sich wenigstens Mühe gegeben, vielleicht sogar eine komplizierte Kommaregel im Duden nachgeschlagen oder die richtige Schreibweise eines Wortes gegoogelt. Das wird von mir mit einem dicken Bonuspunkt honoriert.
2.) Richtige Rechtschreibung verbessert die Lesbarkeit eines Textes!
Viele Rechtschreibfehler in einem Text können den Lesefluss erheblich negativ beeinflussen, da Lesen ein empfindlicher Vorgang ist (und nicht zuletzt online auch für die Augen anstrengend ist). Deshalb sind einheitliche Schreibnormen so immens wichtig. Sie sollen „die störungsfreie Verarbeitung von Geschriebenem durch unser Gehirn sicherstellen“, wie Peter Gallmann und Horst Sitta in ihrem „Handbuch Rechtschreiben“ schreiben. Eine atemlose Aneinanderreihung von Wörtern ohne Punkt und Komma, Kleinschreibung von Nomen und Fehlern in der Wortschreibung ergeben für den Leser einen nahezu undurchdringbaren, schwarzen Block, in dem er verzweifelt nach Orientierungspunkten suchen und immer wieder von vorne beginnen muss. Ein kleines Beispiel soll die Vorteile der deutschen Schreibregeln verdeutlichen:
Das ist ein text in den ich bewusst fehlereingestreut und punkt und komma weggelassen habe um zu demonstrieren wie schwer ein solcher text zu erfasen ist selbst wenn inhaltlich das gleiche ausgesagt wird wie in einem satz der sich an die regeln der rechtschreibung und grammatik hält toll oder
Freude kommt hier beim Lesen wahrlich nicht auf. Ein Internet-Nutzer hat in einem Diskussionsbeitrag auf gutefrage.net dies sogar als „visuelle Umweltverschmutzung“ bezeichnet.
3.) Richtige Rechtschreibung ist ein Gebot der Höflichkeit!
So wie wir „Danke“ sagen, wenn uns jemand einen Gefallen getan hat, so sollte auch fehlerfreie Rechtschreibung in der Internet-Kommunikation zum guten Umgangston gehören. Denn sie zeugt unter anderem von der Wertschätzung, die mir als Leser entgegengebracht wird – vorausgesetzt man legt darauf überhaupt Wert. In einer Umfrage der Dating-Website bildkontakte.de zum Tag der virtuellen Liebe 2013 gaben über die Hälfte der befragten Frauen (53 %) an, dass korrekte Rechtschreibung und Grammatik für sie ein absolutes Muss bei der Online-Partnersuche seien. Und auf die Frage eines Bloggers, ob mit Fehlern gespickte Kommentare in seinem Blog dem Suchmaschinen-Ranking seiner Seiten schaden können, meinte Matt Cutts von Google in seiner Video-Antwort: Nein. Mangelhafte Rechtschreibung würde mehr über den Kommentarschreiber selbst als über den Bloginhaber aussagen. Bei den eigenen Inhalten legen Suchmaschinen dann aber strengere Maßstäbe an.
4.) Last but not least: Richtige Rechtschreibung ist der Schlüssel zum Reichtum der deutschen Sprache!
Sprache ist für mich nicht nur ein Mittel zur Verständigung, sondern auch ein Kulturschatz, den es zu bewahren gilt. Wer Rechtschreibung und Grammatik als überflüssig ansieht bzw. online vernachlässigt, wird auch mit Paragrammen, Polysemien, Palindromen und anderen Wort-Spielereien nichts anfangen können. Und das ist für die Sprache eines Landes, das doch als Land der Dichter und Denker bezeichnet wird, mehr als schade.
Egal ob online oder offline: Natürlich lassen sich Fehler nie ganz vermeiden, auch ich bin davor nicht gefeit. Tipp- oder Kommafehler passieren nun mal, sei es, weil man unter Zeitdruck steht oder aus Versehen. Oder aber, weil man sich an den Kommunikationspartner und dessen laxen Umgang mit Sprache angepasst hat. Dennoch sollte nie der Eindruck entstehen, Rechtschreibfehler seien aus Bequemlichkeit oder Ignoranz gemacht worden. Denn sexy ist das keineswegs. In einem solchen Fall bleibt für mich als Leser nur eine Option: die Kündigung der Lesebereitschaft. Und dann waren die ganzen schönen Inhalte „für die Katz“.
Und wie halten Sie es mit der Rechtschreibung in der Online-Kommunikation?
Bild oben: http://picjumbo.com
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